Durch eine Fernsehsendung (Video war verfügbar bis 07.04.2015) wurde ich auf das Buch von Tilman Röhrig aufmerksam, der damit seine eigenen damaligen Werdegang aus der Sicht seines 14-jährigen Selbst aufgeschrieben hat.
Tilmann Röhrig hat selbst unter der Züchtigung durch die Erwachsenen gelitten, die sein Leben – vor allem als Kind – aber auch darüber hinaus entscheidend beeinflusst haben.
Der Vater – ein Nächstenliebe predigender Pfarrer der 50er Jahre – schlägt Thom mit der Reitpeitsche, wenn er der Meinung ist, dass dieser „es verdient hat“.
Der durch sein Aussehen (rote Haare, Sommersprossen) oft gehänselte Thom sehnt sich – wie jedes Kind – nach Anerkennung durch seine Mitmenschen – zuallererst, die seiner Eltern.
Das Buch zeigt deutlich, wie Erwachsene durch Nichtachtung, Fehleinschätzung der kindlichen Gedankenwelt und – damals völlig üblich – Prügelstrafe eine Kinderseele nachhaltig negativ beeinflussen können.
Das Buch – es ist mit seinen 128 Seiten eher ein „Bericht“ wie auch der Name schon andeutet – liest sich an einem Abend weg, ist aber durch die Kürze nicht minder informationsgeladen.
Der Widerspruch zwischen kirchlichem Moral-Anspruch und gelebter Realität der involvierten Funktionäre wird mehrfach sehr deutlich.
Bisweilen musste ich durchaus schmunzeln, aufgrund der verwandten kindlichen Sprache und daraus resultierenden – aus Sicht des Protagonisten – ungewollten Komik.
Mir hat die bildhafte Schilderung des zum Teil düsteren Kapitels der deutschen Gesellschaft gut gefallen, daher von mir klar eine Empfehlung!
Website des Autors: www.tilman-roehrig.de
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